Unternehmensbewertungen erstellen und verstehen: Ein Praxisleitfaden (2017)

Unternehmensbewertung


Autor

Dietmar Ernst, Sonja Schneider, Bjoern Thielen

Kurzbeschreibung

Für die tägliche Bewertungspraxis von Investmentbankern, Wirtschaftsprüfern, Unternehmern und Beratern
Dieses Standardwerk im Bereich der Unternehmensbewertung wurde von Praktikern für Praktiker geschrieben und erfreut sich großer Beliebtheit sowohl in der Praxis als auch in der Lehre. Es gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Unternehmensbewertungsmodelle. In die 6. Auflage neu aufgenommen wurde die internationale Unternehmensbewertung. An einem durchgehenden Fallbeispiel wird für die gebräuchlichsten Bewertungsverfahren die jeweilige Vorgehensweise Schritt für Schritt dargestellt. Ferner werden die Werttreiber einer Unternehmensbewertung und ihr Einfluss auf den Unternehmenswert veranschaulicht sowie Lösungsansätze für zahlreiche bewertungsspezifische Fragestellungen aufgezeigt.
Aus dem Inhalt

  • Methoden der Unternehmensbewertung
  • Unternehmensplanung als Basis der zukunftsorientierten Unternehmensbewertung
  • Unternehmensbewertung mit Discounted Cashflow-Modellen
  • Unternehmensbewertung mit Multiplikatoren
  • Vor- und Nachteile der Bewertungsverfahren im Überblick
Unsere Meinung

Rezension auf Amazon von Manarola:

Auf gut 300 Seiten stellen die Autoren die gängigen Methoden zur Unternehmensbewertung vor.
Nach zwei einleitenden Kapiteln über grundlegenden Methoden und der Unternehmensplanung als Basis der Bewertung widmen sich die Autoren in den drei Hauptkapiteln den zentralen Bewertungsansätzen. Am umfassendsten (ca. 150 Seiten) führen sie die Discounted-Cash-Flow-Modelle (DCF) aus. Ebenfalls noch recht ausführlich werden Multiplikatoren-Ansätze (z.B. KGV - Kursgewinnverhältnis) dargestellt. Zuletzt erfolgt eine Skizze über den sogenannten Real-Options-Ansatz. Zur Erläuterung der Ansätze haben die Autoren ein Beispiel (inklusive CD-ROM) anhand der fiktiven Daten eines Autozulieferkonzerns beigesteuert.
Die DCF Modelle widmen sich den gängigsten Einteilungen: Entity-Ansatz mit Focus auf Gesamtkapitalrendite und Equity-Ansatz mit Focus auf Eigenkapitalrendite und den jeweils darauf resultierenden Bewertungen. Ausführlich werden dazu die Bereiche Planungshorizont und Terminal-Value (entspricht dem über den Planungshorizont hinausgehenden unendlichen Wert des Unternehmens), Ableitung der relevanten Bezugsgrößen (Cashflow) aus den Unternehmensbilanzen, Berücksichtigung von steuerlichen Aspekten bei Fremdkapitalaufnahme, Bestimmung der relevanten Zinssätze, der Zielkapitalstruktur (Verhältnis Eigen- zu Fremdkapital), der Risikoprämie sowie einige Spezialthemen wie Bewertung bei Konzernen und Beteiligungen erörtert. Eine kritische Würdigung (Fähigkeiten und Grenzen der Ansätze) rundet die Darstellung ab. Die entsprechenden Formeln werden nur rudimentär abgeleitet.
Die Multiplikatoren-Ansätze als marktorientierte Ansätze (insbesondere Marktkapitalisierung) werden ebenfalls unter zwei Aspekten, dem der Marktkapitalisierung (Wert des Eigenkaptials = Equity Value) bzw. dem des Wertes des operativen Geschäftes (Enterprise Value) erörtert. Hier geht es vor allem um die Erhebung und Aufbereitung der Daten sowie die Ableitung der gängigsten Multiplikatoren und wie diese zu anderen (Peer-Group-Unternehmen) in einen Vergleich gebracht werden können.
Der Real-Options-Ansatz versteht sich als komplementärer Bewertungsansatz, der vor allem bei Bewertungen sinnvoll ist, wo Unternehmen einen aktuell niedrigen, auf Basis von Investitionsentscheidungen (reale Handlungsoptionen) aber potenziell hohen Wert haben. Hier kommen Wahrscheinlichkeiten, Handlungsunsicherheiten und Entscheidungsbäume zu Anwendungen. Komplexe Formeln werden nur mehr dargestellt und nicht mehr erläutert. Für den Finanz-Mathematischen Normalverbraucher sind sie nicht mehr nachvollziehbar. Auch dieser Ansatz wird kritisch gewürdigt - v.a. wird er hinsichtlich der Umsetzungskomplexität als kritisch empfunden.
Bewertung: Die Autoren spannen einen weiten Bogen über den Bereich der Unternehmensbewertung. Die Modelle werden mitunter sehr eingehend erläutert, aber auch deren Grenzen sind gut erkennbar. Insbesondere das Fundament auf dem die DCF-Modelle aufgebaut sind, die Planung, ist das eigentliche Kernproblem. Dieses wird allerdings kaum erörtert. Dennoch ist die Sicherheit der Planungszahlen vor allen anderen Aspekten (wie Zinssatz, Steuern, Kapitalstruktur etc.) entscheidend für die richtige Bewertung. Aus meiner Sicht fehlen in den Darstellungen die praktischen, leicht nachvollziehbaren Bewertungen. Es fehlen auch Angaben welche Werte als üblich gesehen werden. Die Multiplikatoren-Bewertung wird zwar dargestellt, aber es folgt keine Erörterung wie diese eventuell sinnvoll in eine Beziehung gebracht werden können, damit eine Analyse wirklich möglich ist. Der Real-Optionsansatz ist für praktische Verwendbarkeit viel zu kurz dargestellt.
Als Fazit bleibt, dass es sich bei dem Buch um einen guten Überblick mit teilweiser Vertiefung von Detailthemen und durchaus kritischer Darstellung der Probleme bei Bewertungen handelt. Den Anspruch eines Praxisleitfadens - wie im Untertitel behauptet - wird das Buch aber meines Erachtens auch nicht einmal ansatzweise gerecht.