Eine Unternehmensnachfolge kann nur gelingen, wenn auch die emotionalen Aspekte und Faktoren
berücksichtigt werden.
Viele Unternehmensnachfolgen, bei denen die Faktenlage klar geregelt war, sind in letzter
Instanz aufgrund von Emotionen gescheitert oder nicht zustande gekommen.
Diesen Faktoren im Vorfeld Beachtung zu schenken und vom Unternehmer zu klären, erspart
Zeit,
Energie und Konfliktpotential.
Folgende Faktoren können emotionale Überforderung
auslösen bzw. verstärken:
Unternehmer/Senior
Verlustängste: Unternehmer zeichnen sich in der Regel durch eine hohe Identifikation
mit
ihrer Firma aus. Angst loszulassen ohne eine genaue Perspektive nach dem Abgang, können
mögliche
emotionale Stressfaktoren sein.
Angst vor Konflikten: Wenn der Unternehmer keine Klarheit bezüglich seiner Nachfolge
hat, kann dies mit dem Umfeld (z.B. Familie, Mitarbeitern) zu zwischenmenschlichen
Konflikten
führen.
Finanzielle Sorgen: Wenn die finanzielle Absicherung nach der Übergabe nicht den
Vorstellungen des Unternehmers entspricht, kann dies zu Existenzängsten und Gefühlen von
Enttäuschung führen.
Mangelndes Vertrauen in die Fähigkeit anderer z.B. gegenüber dem neuen Nachfolger,
externen Beratern, der eigenen Familie können zu Gefühlen des „Blockiert-seins“ und damit zu
Stress führen.
Nachfolger
Versagensängste: Nachfolger von Geschäftsführern sind vielfach mit einer
Führungsverantwortung konfrontiert, bei der sie wesentlich mehr direkte Kommunikationsarbeit
leisten müssen. Sei es mit einzelnen Mitarbeitern, im Führungsteam oder mit Kunden. Damit
geht
ein hoher Anspruch an die eigene Arbeit einher. Wird dieser nicht eingelöst – zum Beispiel
aufgrund von ungünstigen Rahmenbedingungen – kann dies zu Schuldgefühlen, Frust und
Versagensängsten führen.
Angst nicht anerkannt zu werden als Führungskraft: In der neuen Rolle als
Führungskraft
gesehen zu werden, ist entscheidend, um Menschen mitzunehmen. Dabei ist Ihr Umgang mit
Konflikten aufgrund von unterschiedlichen Führungsvorstellungen, Arbeitsweisen, Erwartungen
der
«alten» Belegschaft, Kunden und Lieferanten entscheidend für Ihre Überzeugungskraft.
Grundsätzlich gilt, dass keine Emotion negativ ist. Emotionen geben Dingen aus der Umwelt
eine
Bedeutung. Nehmen wir zum Beispiel die Angst: Sie warnt uns vor potenziell gefährlichen
Dingen
und dient dem Selbstschutz. Emotionen dienen nicht nur dem Überleben, sondern ermöglichen
Entwicklung, Motivation und Antrieb. Es ist wichtig, sich Ihrer bewusst zu sein und diese
bewusst aktiv selbst zu steuern. Das verstehen wir unter Emotionsmanagement.
Weitere Expertenmeinungen
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.
Die Crédit Suisse hat mit der Universität St Gallen (Center for Familiy Business) eine
Studie
veröffentlicht.
(https://www.alexandria.unisg.ch/51862/1/d_Unternehmensnachfolge.pdf)
Darin steht folgende Feststellung bezüglich Unterstützung im Nachfolgeprozess:
«Abschließend stellen wir fest, dass Unterstützung im Nachfolgeprozess notwendig ist
und
auch
in Anspruch genommen wird. Aber bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass sich die
Unterstützung vor allem auf Fach- und Spezialistenwissen beschränkt, eine ganzheitliche
Prozessbegleitung jedoch relativ selten in Anspruch genommen wird. Angesichts der
Komplexität
der Aufgabenstellung (= Vielfalt und Vernetzung der Fragestellungen) erlauben wir uns an
dieser
Stelle, eine Prozessbegleitung/Coaching durch eine Drittperson zu empfehlen.»
Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen:
Psychologische Aspekte der Nachfolgeregelung | Oliver Kluth | ISBN: 9783842857254
Auszug aus dem Buch:
«Da die unzähligen Möglichkeiten einer Unternehmensnachfolge nur zum Erfolg führen
können,
wenn
Unternehmer und Nachfolger die Bedeutung der psychologischen Aspekte anerkennen, gilt es
diesen
entsprechend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Den unterschiedlichen Erwartungen aller
Stakeholder, sowohl auf betriebswirtschaftlicher, beruflicher, als auch interpersoneller
Ebene
muss im Interesse einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge Rechnung getragen werden.
Wird
die
Unternehmensnachfolge ausschließlich auf vertraglicher und rechtlicher Ausgestaltung
geplant,
drohen dem Unternehmen auf Grund der Abwehrhaltung von Stakeholdern empfindliche
Reibungsverluste. Bei frühzeitiger Einbeziehung der interpersonellen und emotionalen
Aspekte
kann dies vermieden oder zumindest stark vermindert werden.»
Die Bedeutung der Verhaltenswissenschaften in Familienunternehmen während der Nachfolge,
Hochschule Stralsund,
Master-Thesis von Céline D. Nickol
Auszug:
«Neben einem verspäteten Beginn der Planung der Nachfolgeregelung und unrealistischen
Erwartungen über den Unternehmenswert, ist die emotionale Komponente der am meisten
unterschätzte Grund für eine gescheiterte Nachfolge. Tatsächlich scheitern ca. 30% der
Familienunternehmen am bevorstehenden Generationswechsel und rund 10% der
Insolvenzanträge
hängen unmittelbar mit einer unzureichend vorbereiteten Nachfolge zusammen.»
Nachfolgeregelung im Unternehmen: „Gefühl und Verstand müssen zu einer Symbiose
finden“
Gespräch mit Dr. Franz Mattig, Nachfolgespezialist von Mattig Management Partners
https://adz.ro/artikel/artikel/nachfolgeregelung-im-unternehmen-gefuehl-und-verstand-muessen-zu-einer-symbiose-finden